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Mai 11

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offener Brief an Frau Maischberger

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Anschreiben Maischberger

Betr.: Ihre kürzliche TV-Gesprächsrunde

 

Sehr verehrte gnädige Frau,

von Patienten wurden wir auf Ihre kürzliche Runde angesprochen, welche auch die Rechtsunterzeichnerin mitsehen konnte.

Bitte gestatten Sie uns, dass wir Ihnen die Gefühle und Meinungen unserer Patienten,

die sehr empört hierüber sind, zitierend hierzu mitteilen:

  • „Es ist geradezu schmerzlich und verletzend zugleich für uns Betroffene und deren Angehörige, wie die unerträglichen Lobhudeleien betreffend der sogenannten konventionellen Therapiemaßnahmen bei Krebs Gebetsmühlen-artig in den üblichen Runden ausgestrahlt werden.“

 

  • „Da wurde als behütet und sorgsam eingebunden in die heile Weilt voll Trost und Zuversicht verkauft, was wir Betroffenen als Arroganz und seelenlose Maschinerie empfinden.“

 

  • „Wenn die gnadenlosen Therapien ausgeschöpft sind, und man als Patient

– therapiebedingt – am Ende seiner körperlichen Kräfte angelangt ist, dann kommt das wahre Gesicht der angeblich hier so seriös beschriebenen Krebsärzte zum Vorschein:

Dann plötzlich bricht die heile Welt zusammen, und all diejenigen sich bis dahin als fürsorgliche Kapazitäten präsentierenden Ärzte lassen einen unverhofft fallen, wie eine heiße Kartoffel“.

So die Zitate vieler Patienten, die wir betreuen.

Fakt ist stattdessen:

Niemand mehr kümmert sich um solche Patienten, und die hoch gelobten Palliativabteilungen bieten nur mehr – von einigen ganz wenigen Vorzeige-Abteilungen abgesehen – „Morphium zum raschen Sterben mit höllischen Qualen“ an, was der prominente Palliativmediziner, Herr Professor Borasio, während seiner Zeit an der Münchener Universitätsklinik als „systembedingtes Frühableben“ bezeichnet hat.

Da werden z.B. keine Infektionskrankheiten mehr behandelt, und alle früher bestehenden chronischen Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Diabetes, rheumatische Beschwerden etc., aber auch die Folgeerkrankungen werden alle nur mehr der Krebserkrankung subsumiert. Die Patienten sind dann völlig allein gelassen.

  • „Wer sich früher um einen gekümmert hat, der macht jetzt einen großen Bogen um einen. Die wollen einen dann so schnell wie möglich loswerden“.

Wenn vor diesem Hintergrund Herr Stolpe – man traute seinen Augen und Ohren nicht – geradezu scheinheilig und wider besseres Wissen seine Lobhudeleien ablässt, dann lassen Sie uns erneut zitieren, was Patienten hierzu ausdrückten:

  • „Da kommt einem das kalte Grausen“,

um nur die Soft-Variante der Äußerungen zu erwähnen.

 

Es wurde von der erlesen ausgewählten Runde so dargestellt, als ob das „Schicksal Krebs“ nicht überschau- bzw. vorhersehbar sei, und man in Intervallen – „wie das Kaninchen vor der Schlange“ – nur darauf warten müsse, bis das nächste Rezidiv kommt, um dann wieder „auf die Sicherheit neuer Therapien hoffen zu dürfen“.

Fakt ist stattdessen, dass mehr als 30 Krebsbegleiterkrankungen heute systematisch vernachlässigt werden, und Patienten eher hieran versterben, als an den Folgen ihrer Krebserkrankungen!

80 % aller unserer Patienten sind insoweit der Meinung, dass hier wieder einmal die Lobbyisten der pharmazeutischen Industrie kräftig mit gemischt haben, was eigentlich Ihrer sonst sehr kritischen und aufgeschlossenen Gesprächsrundenkonstruktion nicht würdig ist.

Der wissenschaftliche Fortschritt ist ganz offenbar an dieser Ihrer Gesprächsrunde völlig vorbei gegangen

Ein Abwarten bis zum nächsten Rezidiv ist heute völlig obsolet seit wissenschaftlich bekannt ist, dass die treibende Kraft eines Tumors die im Körper bis heute unauslöschlich vorhandenen Tumorstammzellen sind, die sehr wohl berechenbar und angreifbar sind. Und sie das Schicksal der Patienten von Anfang an prägen. Von Unberechenbarkeit und ohnmächtiger Hoffnungs-Wartezeit sind wir in der sinnvollen Krebstherapie schon seit Jahren weit entfernt. Und

  • „jetzt kommen Sie mit solch einem ….“

Was, so fragen unsere Patienten und auch wir, wollten Sie mit dieser Runde in Wirklichkeit eigentlich erreichen?

Immer nur chronisch hoffnungsfroh den Durchbruch mit Zukunftsberichten zur in Aussicht gestellten Heilbarkeit auf der einen Seite, und auf der anderen Seite tief deprimierende herunter ziehende Berichte und Gesprächsrunden – gern alljährlich zum Totensonntag –

in Talkshows zu bringen, wird dem Themenkreis Krebs, Krebsentwicklung, Krebsbekämpfung und vor allem dem wichtigsten, dem Überleben mit Krebs aktuell nicht mehr gerecht.

Vielleicht sollten Sie hierüber einmal nachdenken, es lohnt sich.

Für ein aufklärendes Gespräch stehen wir zur Disposition.

 

 

Mit besten Grüßen verbleiben wir

 

 

 

 

Dr. med. N.W. Klehr                       Dr. med. L.H. Bauer                        Dr. med. H. Focke

 

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